Steelpan-Notation:

Für Leute, welche die gängige Notenschrift gründlich erlernt haben, ist es sicher am einfachsten, Melodien auch damit zu erlernen oder weiterzugeben. Wer das 'verpasst' hat, kann damit aber oft recht wenig anfangen - zum Teil ist es dann nur schon schwierig, den Ton-Namen lesen zu können, noch schwieriger ist es meistens, den Rhythmus wirklich zu erfassen.  

Was sich in der 'Szene' eingebürgert hat, ist - beidem auszuweichen:
Die Noten werden so aufgeschrieben, wie man sie auf dem Instrument sieht, resp. wie die einzelnen Felder angeschrieben sind: mit Buchstaben, bei Halbtönen mit zusätzlichen Kreuzen oder Bs.  

Bandwurm-Notation

Was den Rhythmus anbelangt, so sieht man alles zwischen sogenannter 'Bandwurm-Notation' über meist gescheiterte Versuche einer 'Mischung aus Buchstaben und Notenlängen- und Pausenzeichen aus der gängigen Notenschrift' bis zu doch oft relativ genauen 'Häuschen-Notationen'.  


Zur Notation mit Buchstaben:

Ein gewisser Standard hat sich bereits verbreitet:  

C, C♯, D, E♭, E, F, F♯, G, A♭, A, B♭, B, c, c♯ etc.  
oder vereinfacht auch ohne Sonderzeichen (und ev. Hochstellung) - also:
C, C#, D, Eb, E, F, F#, G, Ab, A, Bb, B, c, c# etc.  

Es gibt also keine Tonbezeichnung Db, D#, Gb, G# - kommt allerdings manchmal vor an Stelle von Ab - oder A#, egal ob dies mit Musiktheorie, Tonart etc. vereinbar ist! Es ist aber eine Vereinfachung, die sich in der Praxis ganz gut bewährt hat.  

Man verwendet - allerdings nur im deutschen Sprachraum und angrenzenden nördlichen und östlichen Gebieten - an Stelle des engl. B ein H, und das engl. Bb wird dafür zum simplen B - ein Herd von vielen - und eigentlich unnötigen - Missverständnissen.  

Notationsgeschichtlich hat sich im Laufe der Zeit das sogenannte B quadratum (oder B durum) über das ans grosse B angehängte und eckig geschriebene ♮ zu h (durch Weglassen der untern Linie) und letztlich zur Bezeichnung H entwickelt; das B rotundum (oder B molle) von B♭ zum simplen B (da ja auch allein klar unterscheidbar von H) - aber das hat sich nirgendwo sonst so entwickelt!  

Da einerseits das Steelpan aber aus dem englischsprachigen Raum kommt, viele englischsprachige Lehrer unterrichten - und andererseits übrigens auch ganz generell und im Sinne einer langsam aber sicher fälligen Internationalisierung und Standardisierung - dürften wir diesen alten Zopf eigentlich abschneiden, und nur noch B und Bb verwenden:  
die Aussprache (in Deutsch) wäre dann (vgl. E - Es, A - As etc.) konsequenterweise B und Bes, entsprechend den englischen Bezeichnungen B und B-flat - soweit meine Haltung und mein Vorschlag für eine entsprechende Diskussion zu diesem Thema (im Niederlänischen ist das übrigens bereits so).
Eine ganz andere - auch konsequente - Möglichkeit wäre es, einfach nur noch die im Englischen gebräuchlichen Notensignaturen und -Bezeichnungen zu verwenden und weiterzugeben.  
Noch grösserer Protest? - Also dann eben doch am besten das H aus dem Vokabular streichen ...  
Zum 'Trost' - Franzosen und Italiener z.B. haben da ein noch viel grösseres Problem: B heisst si und Bb si bémol ... - Italienisch: si und si bemolle.

Kreuze und Bs sind eigentlich ein weiterer Pferdefuss:
mein Vorschlag ist es, zumindest alternativ - oder gar ausschliesslich - für die Tonerhöhung statt eines 'Kreuzes' einen "accent aigu" (wie frz. bei é), für die Tonerniedrigung statt eines 'Bs' einen "accent grave" (wie frz. bei è) zu verwenden; dadurch würde auch jeder Buchstabe gleich viel Maximalplatz in Anspruch nehmen können (was eine Rolle spielen kann, wenn man zeitlich richtig und gegebenenfalls eng notieren muss).  
Das Notationsprogramm Rhythmics 3.0 stellt alle Möglichkeiten zur Verfügung, der Wechsel von einer zur andern Variante ist mit einem einfachen Wechsel des Fonts erreichbar!  

Oktaven / Übergänge:
Die meisten Buchstaben-Notationen verwenden grosse Buchstaben für die Töne des äusseren Kreises eines Pans, kleine Buchstaben für den mittleren, und eventuell zusätzliche Zeichen für den innersten Kreis:  
Bei einem C-Tenor wird also das sogenannte eingestrichene c (c' ) mit einem grossen C notiert, das zweigestrichene (c" ) mit einem kleinen c.  
Bei einem D-Tenor liegt das c" allerdings auf dem äusseren Kreis, und wird deshalb mit einem grossen C wiedergegeben - der Übergang zu den Kleinbuchstaben erfolgt erst beim d".  
Wird aber für ein Oversized-LowerG-Tenor notiert, erfolgt der Übergang bereits beim g'.  

Es ist deshalb wichtig zu fixieren, dass der Beginn der nächsten Oktave - wie auch in den klassischen Tonbezeichnungen üblich - ausschliesslich ein C sein kann (also nicht abhängig vom Layout des/der jeweiligen Pans ist)!  

Ein D-Tenor (siehe Beispiel 1) hat somit kein grosses C, ein C-Tenor sehr wohl, ein LowerG-Tenor (Beispiel 2), ein Double Tenor oder Double Second natürlich auch, aber die noch tieferen Töne müssten mit einem Zusatzzeichen für 'in der tiefer liegenden Oktave' versehen sein (z.B. ein Punkt darunter oder unterstrichen).  

Die in Trinidad standardisierte Bezeichnung der verwendeten Oktaven (1 bis 6) kann als C-Definition verwendet werden:  
In den genannten Beispielen ist das einfache grosse C = C4 - im Notenbild mit Violinschlüssel also das C auf der ersten Hilflinie unterhalb des Fünf-Linien-Systems resp. das eingestrichene c (c').  
Für Bass-Instrumente kann aber auch C2 als grosses C definiert und geschrieben werden, für Instrumente im Baritonbereich - wie beispielsweise Double Guitar (Beispiel 3) - wäre es C3!  

Beispiel 1: D-Tenor

Bsp.: D-Tenor-Notation

Entspricht (in gängiger Kurzbezeichnung) dem Tonumfang von D4 chromatisch (d.h. in Halbtonschritten) bis F6 (28 Töne: 12 + 12 + 4):
Hier von unten (tiefste Oktave) nach oben (höchste Oktave) zu lesen:
                  .  .  .  .  .  .                  
in der 6. Oktave: c  c# d  eb e  f                  

in der 5. Oktave: c  c# d  eb e  f  f# g  ab a  bb b

in der 4. Oktave:       D  Eb E  F  F# G  Ab A  Bb B
                                                                                        . .  . .  . .
                               D4Eb E F F# G Ab A Bb B | c5c# d eb e f f# g ab a bb b | c6c# d eb e f

                               |____________aussen____________|
————————mittlerer Kreis———————|*innen**|

Beispiel 2: Oversized LowerG-Tenor - G3 bis C6 (30 Töne: 12 + 12 + 6)
Hier vereinfacht von links nach rechts - unterstrichen: C3-Oktave, gross: C4-Oktave, klein: C5-Oktave, und klein mit Punkt darüber: C6-Oktave -
                                                                            .
 G3Ab A Bb B | C4C# D Eb E F F# G Ab A Bb B | c5c# d eb e f f# g ab a bb b | c6

 |____________aussen____________|
————————mittlerer Kreis———————|*****innen******|

Beispiel 3a: Double C-Guitar - C3 bis Ab4 / ohne E3 (20 Töne: 2x [7 + 3])    
Von links nach rechts in 2 Reihen abwechslunsweise linkes und rechtes Pan (L/R).
So dargestellt könnten auch die verschiedenen Double Guitar Pan Typen bezüglich Tonumfang und links/rechts-Anordnung miteinander verglichen werden:
                                                                             
R               C#   Eb   F    G    A    B |   c#   eb   f    g              
L             C3   D    -   F#   Ab   Bb   | c4   d    e   f#   ab           

              |_________| |____________________|
****|_+__|*********|           

Zum Vergleich das 4-sticks-technique Double Guitar, das auch den Einbezug der Septime erlaubt:
Beispiel 3b: Double C-Guitar - C3 bis F4 / Esa Tervala (16 Töne: 2x [6 + 3])    
                                                                             
R               C#   Eb E   F# G      Bb   |   c#   eb e                     
L             C3   D      F      Ab A    B | c4   d      f                   

              |_____________________________|
**************|                   

Beispiel 4: Triple Bass - E2 bis Eb3 (12 Töne: 3x4 - rechts, Mitte, links - je in der Reihenfolge unten/oben/links/rechts)
                                                                             
R                         F      Ab      B |      d                          
M                           F#      A      | c3     eb                       
L                       E2     G      Bb   |   c#                            

              |______________________________|             

Bsp.: Triple Bass-Notation

Fotos: Hansrudolf Sennhauser / Montage: RHYTHMICS



Fortsetzung weiter unten

 
 

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Fortsetzung

Zur Darstellung des rhythmischen Verlaufs:

'Bandwurm-Notation' ist ein Behelf, der voraussetzt, dass man mindestens die 'Melodie' schon im Kopf hat, oder zusätzlich eine Aufnahme des Stücks konsultiert werden kann.  
In der Phase, in welcher man auf die Notationen angewiesen wäre, ist dann meistens beides nicht der Fall - wer schon einmal einen solchen 'Fresszettel' zum Üben bekommen hat, weiss wovon hier dier Rede ist.  
Oft ist es allerdings die schnellste Methode sich kurz etwas aufzuschreiben - würde aber eine rhythmisch klärende Nachbearbeitung verlangen (was man dann meist bleiben lässt ...).  

Der Anspruch an eine sinnvolle Notation ist aber Nachvollziehbarkeit - auch für jemanden, der ein Stück noch nie gehört hat - deshalb müss(t)en mindestens Form (Takt), Beat und Puls resp. die Platzierung der Schläge in Bezug zum Beat geklärt sein.

Hier müssen sich leider viele Lehrer die Fragen gefallen lassen: erstens: können sie das selbst? - und zweitens: wollen sie dies überhaupt so transparent weitergeben? - allzuviele sind da im eigentlichen Sinn des Wortes 'sehr zurückhaltend'.  

'Häuschen-Notationen' (z.B. 1/8-Note gleich ein Häuschen - man schreibt in die Häuschen) haben oft einen zu groben Raster und scheitern spätestens bei z.B. Triolen oder speziellen Läufen oder Wirbeln.  
In der Praxis hat sich dieses System aber doch recht gut bewährt - für rhythmisch anspruchsvollere und raffinierte Stücke bleibt es aber dennoch auf der Strecke.  

Im Rhythmics 3.0 werden Beatstriche und beat-unterteilende Pulse verwendet, jeder Ton erhält auch optisch seinen exakten Platz auf der Zeitachse und in seinem Bezug zum Beat.  
Der zeitliche Notenwert ist nicht in der Note selbst definiert, sondern ergibt sich erst durch die Platzierung der nächsten Note (oder Pause)! Dies ist ein weiterer fundamentaler Unterschied zur gebräuchlichen Notenschrift:  
Die Notenzeichen können ganz einfach auf der Zeitachse herumgeschoben oder zwischen bestehende eingefügt werden, ohne dass Veränderungen in Bezug auf die Notenlängen berücksichtigt werden müssen.  


Augenmenschen / Ohrenmenschen:

Im Rhythmics 3.0 können Tonlage und Platzierung auch nur übers Ohr bestimmt werden:  
Ton bei der Eingabe, Abspielfunktion, Geschwindigkeitskontrolle, Oktavierung, Abspielen in einer andern Tonart, Staccato- und Legato, Einzelton-Kontrolle, rein rhythmischer Verlauf etc.  
Dies berücksichtigt die Tatsache, dass nicht alle Leute auf die gleiche Weise am Besten lernen: Ohrenmenschen bringen ganz andere Voraussetzungen mit als Augenmenschen!  


Notation muss dort absolut klar und eindeutig sein, wo es das Arrangement verlangt - und dort offen und nur richtungsgebend, wo Variationen und Eigenkreativiät gefragt sind - jedenfalls sollte sie immer nur als Hilfsmittel gesehen werden, als Mittel zum Zweck.  


Links zum Thema:

'Die Entwicklung der Notenschrift' von Wolfgang Lempfrid, D-Köln
Zur Geschichte der 'Anordnung der Klaviertasten' auf clavio.de
Wikipedia zu den Tonbezeichnungen in verschiedenen Sprachen
Zur Geschichte der 'Anordnung der Klaviertasten' auf clavio.de


Peo Oertli-Kassim / www.rhythmics.ch/steeldrum-notation.html
Das Notationsprogramm RHYTHMICS 3.0 kann gratis angefordert werden über EMAIL

 
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